HIV bzw. AIDS ist die wohl bekannteste Geschlechtskrankheit in Deutschland. Doch wenige wissen, was es damit überhaupt auf sich hat oder dass nicht HIV die Krankheit ist, sondern AIDS. Alles, was ihr zu dem Thema wissen solltet, hat unser Autor euch in diesem Beitrag einmal aufgeschrieben.
HIV heißt ausgeschrieben Humanes Immundefizienz-Virus (bzw. in Englisch human immunodeficiency virus). Schon aus dem Namen lässt sich ableiten, dass es sich bei HIV um den Erreger handelt und nicht, um eine Krankheit. Die dazugehörige Krankheit wird mit AIDS, ausgeschrieben Erworbenes Immunschwächesyndrom (bzw. in Englisch Aquired immunodeficiency syndrome), abgekürzt. Aber werfen wir erstmal einen Blick darauf, wo es herkommt.
Der HI-Virus entstand in Afrika um 1908 durch die Übertragung des Schimpansenvirus‘ HIV-1-M auf einen Menschen. Seitdem verbreitete es sich weltweit weiter.
Stand 2015 gibt es cirka 3.200 Neuinfektionen mit HIV jährlich in Deutschland. Von den Neuinfektionen sind 72 % Männer, die Sex mit Männern haben. HIV/AIDS ist nach wie vor eine tödliche Krankheit, die nicht heilbar ist – jedoch können mit Medikamenten sowohl die Übertragung gestoppt, als auch der Tod verzögert werden.
Wie verläuft die Krankheit?
HIV wird durch die Aufnahme infektiöser Flüssigkeiten, wie Blut, Sperma, Vaginalsekret oder Eiter übertragen. Das bedeutet, dass HIV durch ungeschützten Anal- und Vaginalsex übertragen wird. Schwangere Mütter übertragen bei fehlender Behandlung HIV auf ihr ungeborenes Baby mit. In Speichel finden sich jedoch nicht genügend HI-Viren, sodass küssen nicht zu einer Übertragung führt. Vermieden wird HIV/AIDS demzufolge durch „Safer Sex“, also Sex mit einem Kondom.
Die Krankheit verläuft in drei Stadien. Diese dauern teilweise Jahrzehnte an und können immer wieder sogenannte Latenzphasen, sprich Zeiträume, in denen keine Symptome auftreten, aufweisen.
Das erste Stadium tritt wenige Tage bis Wochen nach der Erstinfektion ein und ist geprägt von grippeähnlichen Symptomen, die nach einigen Tagen bis Wochen allerdings auch wieder abklingen. Auf dieses Stadium folgt meist eine beschwerdefreie Latenzzeit von einigen Jahren. Im zweiten Stadium treten wieder vermehrt Beschwerden wie Durchfälle, Nervenerkrankungen und Lymphknotenschwellungen auf.
Erst im letzten Stadium wird schließlich von AIDS gesprochen. Hier bricht die körpereigene Immunabwehr komplett zusammen, woraufhin sich der Körper nicht mehr gegen Erreger jeder Art wehren kann. Dies hat sowohl schwere Infektionen, wie auch einen starken Abbau körperlicher Funktionen zur Folge. Gewichtsverlust, chronische Infektionen und Pilzerkrankungen sind dann keine Seltenheit mehr.
Wie kannst du sicher sein?
Um sich sicher zu sein, nicht mit HIV infiziert zu sein, sollten regelmäßig Tests durchgeführt werden. Diese Tests können von jedem anonym und schnell beim Gesundheitsamt kostenlos oder für wenige Euros durchgeführt werden. Vorher findet zusätzlich eine ausführliche Beratung statt. Bei dem Test wird eine kleine Menge Blut abgenommen und untersucht. Nach wenigen Tagen kann das Testergebnis persönlich abgeholt werden. Außerdem besteht die Möglichkeit eines „Schnelltests“, bei dem einem das Ergebnis sofort mitgeteilt werden kann. Der Vorteil, den Test beim Gesundheitsamt durchzuführen, ist die Anonymität. Beim Gesundheitsamt muss weder ein Name, noch eine Adresse angegeben werden, während die Daten beim Arzt, der den Test ebenfalls anbietet, bekannt sind.
Wenn einer Person nun bestätigt wird, HIV-positiv zu sein, ändert das für diese in ihrem Alltagsleben (bis auf die auftretenden Symptome) erstmal nichts. Wie bei einem Coming-Out als nicht-heterosexuell ist das öffentliche Bekunden der Ansteckung mit HIV eigene Ermessenssache. Es ist ratsam, jemanden als Ansprechpartner*in zu haben, zum Beispiel der beste Freund, die beste Freundin oder eine andere nahestehende Person.
One Night Stands oder regelmäßiger Sex innerhalb einer Beziehung sind nach der Ansteckung nicht ausgeschlossen. Durch Verhütungsmittel und Therapien ist die Übertragungsrate bei „Safer Sex“ gering.
Es existiert übrigens auch kein Gesetz, dass es jemandem vorschreibt, sich als HIV-positiv zu outen. Egal in welcher Lebenslage. Dennoch gab es bereits Gerichtsurteile wegen (versuchter) Körperverletzung – jedoch nur, wenn weder „Safer Sex“ praktiziert wurde, noch eine Therapie stattfand. Empfehlenswert ist es, mit den jeweiligen Sexualpartner*innen darüber zu reden – vor allem, wenn es auf eine feste Beziehung hinausläuft – doch die Entscheidung liegt letztlich bei jeder*m selbst.
Ein Artikel von Billy Berge-Kolb
Ihr wollt mehr über HIV/AIDS wissen oder habt noch offene Fragen? Schreibt uns und Billy beantwortet eure Fragen! Alternativ könnt ihr euch auch bei der Deutschen AIDS-Hilfe (www.aidshilfe.de) informieren.
Titelbild mit freundlicher Genehmigung von Helena Köster
Hey, warum wird hier in dem Artikel an keiner Stelle erwähnt, dass man als HIV Positive Person mit richtiger Behandlung auch unter die Nachweisgrenze kommen kann und so nicht mehr ansteckend ist. Oder Prep. Das sind zwei Möglichkeiten Safer Sex auch ohne Kondom zu haben.
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Hallo Hannes,
ursprünglich enthielt der Beitrag auch einen Absatz zum Thema „Leben als HIV-Positive*r“. Jedoch musste dieser der Länge des Blogs wegen wieder rausgenommen werden. Gern kann ich einen seperaten Blogbeitrag dazu schreiben!
Liebe Grüße,
Billy
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Ähnlich wie Hannes finde ich die Nichterwähnung von Unübertragbarkeit bei guter Behandlung und PREP sehr ungünstig. Beides ist auch ein Aspekt von Safer Sex und sollte unbedingt auch erwähnt werden im Text selbst, nicht nur in einem weiteren Beitrag!
Ansonsten verfestigt sich vielleicht ein Eindruck von „Safer Sex=Kondom“, und der Rest naja.
(Ich bin mir über die Problematik des Kürzens bewusst. Dann würde ich aber in dem Fall eher auf Überlänge setzen, oder schauen wo vielleicht sonst gekürzt werden kann.
Gerade aus Sicht der Prävention und Entstigmatisierung ist ein Hinweis auf die Vielfalt von möglichen Präventionsstrategien sehr wichtig!
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Hallo Hainer,
ich verstehe deinen Punkt natürlich und nehme mir die Kritik für die nächsten Beiträge, gerade zu diesem Thema, sehr zu Herzen. Als Mitglied eines Jugendverbandes, der sich für die Aufklärung an Schulen einsetzt, bin ich mir der Sensibilität der Thematik bewusst.
Ich werde, sobald ich dazu komme, einen weiteren Blogbeitrag dazu schreiben und vielleicht lässt sich der Obige hier z.B. mit einem Verweis darauf ergänzen. So ist an dieser Stelle zumindest eine Verknüpfung zu dem neuen Beitrag!
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