Was entsteht, wenn man US-amerikanischen Country, deutschen Indie-Rock und wunderbar melancholisches Singing & Songwriting in einen Topf wirft? – Na klar, akustischer Emopunk und etwas, das ganz groß werden könnte.
Am Freitag erscheint ganz offiziell die erste EP „1731“ des Hildesheimer Künstlers Polaroit. Die Platte kommt erst einmal recht gewöhnlich daher, eine Zahl als Titel und Songs mit Namen wie Dear Love, Torn Apart oder Wonderland, alles bekannt, alles schon mal da gewesen. Auch beim ersten durchhören der sechs Lieder, denkt man: „Ach wie nett“ und ist versucht Platte und Interpreten gleich wieder zu vergessen. Ein Fehler, den man nicht machen sollte. Denn schon wenn zum zweiten Mal Anti Karma aus den Boxen schallt, passiert etwas, was heutzutage selten geworden ist: Man beginnt zuzuhören. Der Fuß fängt an, zuerst nur ein kleines bisschen, dann aber immer heftiger, im Takt zu klopfen und der Blick wandert melancholisch in die Ferne. Plötzlich wird aus einem Popsong, der keiner sein will, etwas Echtes.
Wer sich auf Polaroit einlässt, wird nicht mehr nur die Musik irgendeines Singer & Songwriters hören, sondern den Menschen hinter den Texten entdecken. Einen Menschen, der das wiedergibt was er fühlt. Einen Menschen, der leidenschaftlich das macht was er liebt: Musik.
Sein wir ehrlich, unsere Emotionen und Probleme sind nicht so außergewöhnlich, wie wir gerne glauben möchten. Das ist erst einmal eine unschöne Feststellung, mit der nicht jeder immer so gut umgehen kann. Die Musik von Polaroit holt einen aber genau da ab. Sie ist nicht einzigartig, sie findet keine neue Beschreibung für Liebe oder Schmerz. Aber wir auch nicht und das ist absolut okay so. Was wir tun können, ist gemeinsam zu fühlen und dazu lädt „1731“ auch ein. Einfach mal darüber hinwegsehen, dass „wohoo i’m torn apart, wohoo you have my heart“ nicht der beste Reim aller Zeiten ist und sich eingestehen, dass man mindestens einmal, ganz genauso gefühlt hat.
Eigentlich ist alles da, im akustischen Emopunk Debütalbum von Polaroit. Geben wir ihm noch etwas Zeit und aus den simplen Gitarrenklängen zu dieser rauchig traurigen Stimme, könnte etwas richtig Großes werden. Musik ,die Menschen zu echtem Zuhören bewegt.
Das Album gibt es ab Freitag, den 02.11.18, auf allen gängigen Plattformen zu streamen und zu kaufen. Im Onlineshop des Labels Hopless World Records ist das ganze auch auf Vinyl erhältlich.
Ein Artikel von Max Böttcher
Titelbild mit freundlicher Genehmigung von Paul Wiszinski
Copyright Titelbild Anika Bödecker

Max Böttcher studiert Kreatives Schreiben und Kulturjournalismus in Hildesheim. Er ist Redakteur bei Litradio und Mitbegründer der Lesebühne „Irgendwie 248 Sachen anfassen oder so“.
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