Zwischen Masturbation und Menstruation

„Mansplaining“ erkennt mein Textprogramm als Begriff. „Girlsplaining“ erkennt es nicht. Als Mansplaining wird ein meist männliches Geprächsverhalten bezeichnet, bei dem eine Person einer anderen in herablassender Weise etwas erklärt, wobei die thematische Expertise jedoch bei der zuhörenden Person liegt, was aber schlicht ignoriert wird. Der Begriff basiert auf Rebecca Solnits Essay „Men explain things to me“ aus dem Jahr 2012. „Girlsplaining“ ist der Titel des 2018 im Reprodukt Verlag erschienenen Buches von Katja Klengel. Hier dreht sie den Spieß um und setzt sich in die sprechende Position.

Das Buch ist eine Zusammenstellung von Comic Kolumnen, in denen uns die Autorin ihre Erfahrungswelt erklärt, ganz ohne Herablassung. Sie teilt ihre Expertise darüber, was es heißt als Mädchen aufzuwachsen und obwohl ich mich darin ebenfalls als Expertin ansehen würde, lohnt sich das Buch sehr. Katja Klengel schildert offen, unverblümt und mit sehr viel Humor von Erlebnissen ihres jüngeren und ihres jetzigen Ichs und verhandelt dabei Themen des Feminismus.

In sieben Kolumnen beschäftigt sie sich unteranderem mit Geschlechterrollen in Kinderspielzeug, Masturbation und dem eigenen Schamgefühl. Die Themen scheinen ziemlich mächtig, lassen sich jedoch durch die coolen Illustrationen in retro Rosatönen und die vielen popkulturellen Referenzen, wie Harry Potter oder Sailor Moon gut aufnehmen. Jede Kolumne macht viel Spaß zu lesen. Teilweise erkenne ich mich selbst sehr in Beschreibungen wieder, wie in der Suche nach weiblichen Heldinnen. Teilweise kann ich nicht unmittelbar anknüpfen. Katja Klengel wurde 1988 geboren und ist damit beispielsweise der gesellschaftlichen Erwartung jetzt bald Kinder zu kriegen, deutlich unmittelbarer ausgesetzt als ich. Dennoch nicke ich beim Lesen immer wieder zustimmend mit dem Kopf.

Katja Klengel nimmt kein Blatt vor den Mund und fragt warum der Begriff „Vulva“ den meisten mehr Angst macht als „Voldemort“ und was jetzt nochmal das Problem mit Körperbehaarung sein soll. Es ist ein Buch, was Mädchen und junge Frauen darin bestärkt, so zu sein wie sie sind und so Stück für Stück, die Gesellschaft zu verändern und es ist ein Buch, was ich mir mit 15 Jahren sehr gewünscht hätte.

So lässt Katja Klengel ihr Buch auch mit einem Brief an ihr 15-jähriges Ich enden und empfiehlt eine breit aufgestellte Literaturliste, auf welcher man auch Rebecca Solnits Essay finden kann.

 

Ein Artikel von Saskia Scheffel

Bilder mit freundlicher Genehmigung vom Reprodukt Verlag
© Katja Klengel 

 

 

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