Wie Social Media dabei hilft, unsere Gesellschaft zu verbessern

Wir alle kennen die Angst vor dem Spiegel oder der Waage: Wiege ich zu viel? Zu wenig? Wie sehen andere mich? Beim einen oder anderen Mal kann da auch ganz schnell das Selbstvertrauen flöten gehen und der Wunsch, sich lieber wieder zurück ins Bett zu verkriechen, kann sich breit machen.

Dabei geht es doch nicht direkt um das Aussehen oder die Zahl auf der Waage. Viel wichtiger ist es, dass man sich gesund und wohl fühlt. Genau deshalb machen jetzt viele Menschen ihrer Wut und ihrem Frust unter Hashtags wie #BodyPositivity oder #Selflove Luft.

Body Positivity oder Selflove?

Auch wenn beides thematisch sehr nah beieinander liegt, gibt es hier gewisse Unterschiede. Body Positivity ist eine politische Bewegung, in der es um die Inklusion marginalisierter Körper geht. Body Positivity wurde ursprünglich geschaffen, um einen „Safe Space“ zu bieten, in dem sich Women of Color über strukturell diskriminierende Erfahrungen austauschen können. Im Gegensatz dazu wurde die Selflove-Bewegung gegründet, die tendenziell für jede*n geöffnet ist und positive, inklusive Körperbilder thematisiert. Im direkten Vergleich ist die Body-Positivity-Bewegung durchaus politischer. Bei beiden steht jedoch unter anderem auch die Selbstakzeptanz im Mittelpunkt der Diskussion. Allerdings ist die Grenze zwischen beiden durch Social Media etwas verschwommen.

Influencer*innen predigen Selbstakzeptanz

Viele von uns sind auf Social Media unterwegs. Dabei ist wahrscheinlich allen schon aufgefallen, dass sich ein Trend auf Instagram und Twitter entwickelt hat: Immer mehr Menschen teilen ihre Gedanken und Erfahrungen zu allen Formen der Diskriminierung ihres Körpers. Allein im letzten Jahr wurden auf Social Media mehr als doppelt so viele Posts zu dem Thema Selbstakzeptanz und Vielfalt verfasst als in den Jahren zuvor.

Ganz vorne mit dabei sind hier Blogger*innen und Influencer*innen, die mit Hashtags wie #curvy, #bodypositivity oder #selflove versuchen mit traditionellen Schönheitsidealen zu brechen. Dabei verfassen sie nicht nur selbst Posts, sondern vertreten diesen Standpunkt auch anderweitig.

„In den 90er Jahren gab es wenig Vorbilder für Plus‑Size-Frauen; das gängige Schönheitsideal war ‘die schlanke, perfekte Frau‘. Heute haben junge Menschen dank Social Media unterschiedliche Vorbilder. Es gibt nicht nur ‘perfekte‘ Frauen, sondern starke Frauen […].“

Tanja Marfo, Plus-Size-Bloggerin

Die Nachricht kommt an

Besonders in der Mode Branche scheint man endlich aufzuhorchen, denn angeblich verzichten inzwischen viele Unternehmen auf retuschierte Bilder in ihren Katalogen. Definitiv eine Verbesserung und ein realistischeres Bild; dennoch wird bei den Models immer noch stark aussortiert. Ein nach wie vor verbreitetes Problem, da sich besonders junge Menschen mit genau diesen Charakteristika identifizieren. Sprich, es entwickeln sich Erwartungen – Erwartungen, die kaum ein Körper in der realen Welt erfüllen kann.

Auch traditionelle Medien scheinen sich mittlerweile mehr mit dem Thema zu beschäftigen. So greifen seit Ende 2018 Online-Magazine, Tageszeitungen und sogar der Rundfunk das Thema vermehrt auf. Dabei beziehen sich diese Beiträge vor allem auf die Erfahrungen und Meinungen, die Menschen per Social Media mit der Welt teilen. Das kann man ganz schön an den verwendeten Tags der Artikel erkennen – auch zu sehen in der folgenden Grafik.

Anstieg der Medienberichterstattung zu Body-Positivity-Themen – eine Grafik von Yoursclothing.de

Dank Social Media wird Selbstakzeptanz also ein immer wichtigeres Thema in unserer Gesellschaft. Viele Menschen können hier ihre Erfahrungen teilen, voneinander lernen oder ihrer Unzufriedenheit hinsichtlich bestimmter Gegebenheiten Luft machen. So wurde zum Beispiel der Unterwäschehersteller Victoria Secret online dafür kritisiert, dass diese keine Plus-Size-Models in ihre Shows aufnehmen wollten. Eine Story, die es auch in die klassischen Medien brachte.

Was müsste sich in der Gesellschaft verändern?

In den letzten Jahren haben sich immer mehr Plus-Size-Blogger*innen dazu entschieden, ihre Erfahrungen online zu teilen und zur Selbstakzeptanz aufzurufen. Dennoch gibt es besonders in Deutschland immer noch zu wenig repräsentative Vorbilder. Da lohnt sich wohl eher der Blick in die internationale Landschaft, wo bereits mehr Diversität in Sachen Modelling und Influencer*innen existiert.

Das Problem in Deutschland ist die fehlende Offenheit. Häufig werden Menschen, die sich für Plus-Size oder dünnere Menschen einsetzen, dafür kritisiert, sie würden sich die Welt schön reden oder die gesundheitlichen Risiken verschweigen.

Daher hat sich auch das Schönheitsideal, mit dem viele Menschen zu kämpfen haben, kaum geändert. Für die Zukunft sollte das Ziel sein, sich nicht durch irgendwelche Trends oder Vorgaben beeinflussen zu lassen, sondern einfach so sein zu können, wie man es will und wie man sich wohlfühlt. Dafür ist es wichtig, dass möglichst viele Menschen, die von so einer Art der Diskriminierung betroffen sind, ihre Erfahrungen teilen und andere auf ihr Verhalten aufmerksam machen – Social Media ist da schon mal ein guter Anfang.

„Ich habe das Gefühl, dass bei jüngeren Frauen ein Umdenken zu erkennen ist. Sie zeigen sich, kleiden sich stilvoll – unabhängig von ihrem Figurtyp. Sie akzeptieren sich so, wie sie sind und finden es normal, nicht wie ein Model auszusehen. Social Media hat dazu sicherlich einen Beitrag geleistet.”

Elisabeth Januszek, Plus-Size-Bloggerin

Falls ihr euch noch mehr für das Thema interessiert, könnt ihr euch dazu gerne mal die Seite von Yoursclothing anschauen. Hier findet ihr noch mehr Infos zu den Trends und Entwicklungen von Body Positivity in der Plus-Size-Mode Szene.

Mehr zu Body Positivity auf .divers

Ein Artikel von Elena Avrutina
Titelbild mit freundlicher Genehmigung von der divers. Redaktion

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