Wenn man* jung ist erscheint einem oft vieles wie das Ende der Welt. Wenn Erwachsene einem dann noch sagen, dass es schon besser wird und die Welt nicht aufhört sich zu drehen, dann kann man* ihnen keinen Glauben schenken, denn sie haben scheinbar vergessen, was es heißt jung zu sein.
Hier eine kleine Liste von Dingen, die jung sein bedeuten:
- Viel Alkohol,
manchmalDrogen - Verliebt sein
- Nicht verliebt sein
- Herzschmerz
oder auch das tut scheiße weh und die Welt hat aufgehört sich zu drehen - Wer bin ich eigentlich?
- Was will ich?
- Warum fragen immer alle, wer ich bin und was ich will?
Wenn man* dann merkt, dass man* irgendwie nicht wirklich der Norm entspricht, wird es nochmal komplizierter. Mit wem kann man* darüber reden? Und wenn man* dann ein Buch liest, dann ist es immer ein cooler Typ und ein unscheinbares Mädchen, die sich ineinander verlieben und dann happy ever after zusammen sind. Kotz.
Nuuk #ohneFilter ist da anders. Nuuk, das ist die Hauptstadt von Grönland. Wie es im Buch heißt: „Nuuk ist groß, wenn man gern jemand Bestimmtes sehen will. Leute, denen man nicht über den Weg laufen will, tauchen ständig auf. Leute, die man gerne sehen will, sind wie vom Erdboden verschluckt.“ Das Herzklopfen, mit dem man* durch die Stadt läuft und darauf hofft, endlich diese eine Person zu sehen – kennen wir sicherlich alle.
In dem Buch geht es um 5 verschiedene Menschen. Es geht um Fia, Inuk, Arnaq, Ivik und Sara – und was es heißt, queer in Grönland zu sein. Die Charaktere sind alle so liebevoll beschrieben, dass man* sie manchmal in den Arm nehmen möchte und ihnen sagen will, dass alles gut wird und im nächsten Moment kein Wort mehr mit ihnen wechseln möchte, weil sie einen in den Wahnsinn treiben.
Da ist Fia, die merkt, dass ihre dreijährige Beziehung zu ihrem Freund nicht das ist, was sie will. Plötzlich steht sie ohne Freund da und weiß nicht mehr, wie sie mit dieser Freiheit umgehen soll. Dann taucht Sara auf und Fias Herz macht Saltos, die so hoch sind, dass sie Angst bekommt.
Inuk, ihr Bruder, weiß nicht, wie er mit Fias Herzklopfen für Sara umgehen soll. Oder eher, wie er Fia das Herzklopfen austreiben kann. Ein Bruder, der homophob zu sein scheint und eigentlich mit seiner eigenen Sexualität kämpft – denn wie akzeptiert man* etwas, wenn die Politik und die Gesellschaft einem vorleben, dass diese Sexualität widerlich ist, dass sie „krank“ ist?
Dann gibt es da noch Arnaq. Arnaq, das bedeutet Frau auf grönländisch. Die völlig frei ist. Arnaq, die eine schmerzhafte Kindheit hatte, die ein Trauma hat und sich damit nur fetzenweise auseinandersetzt, denn sie ertränkt ihre Gedanken lieber in Alkohol und Sex.
Dann gibt es noch Sara und Ivik. Die beiden Frauen sind schon lange zusammen. Doch das Sexleben der beiden ist bedrückend. Ivik will sich nicht anfassen lassen, Sara versteht das nicht – Ivik auch nicht. Bis Ivik merkt, dass er keine Frau ist. Sara merkt das auch. Wie geht es jetzt weiter? Da ist ja auch noch Fia. Fia, die auch Sara’s Herz Saltos machen lässt. Ob Nuuk wohl doch so klein ist, dass die beiden sich über den Weg laufen?
Fünf junge Menschen, die alle für sich entdecken, was es heißt jung und queer zu sein. Die mal mehr, mal weniger schmerzhaft erfahren, was es bedeutet, wenn man* nicht der Norm entspricht. Die Dinge anfangen und andere beenden. Es geht um Sex, Lust, Liebe, Freundschaft und Verlust. Um erste Male und um das Sich-Selbst-Entdecken. Um Abschließen und Anfangen.

Niviaq Korneliussen ist in Nuuk geboren und in Nanortalik aufgewachsen. Nuuk #ohneFilter ist ihr Debütroman und erschien als deutsche Ausgabe 2016 im Zaglossus Verlag, Wien. Man* kann das Buch hier online auf der Seite des Zaglossus Verlages für 14,95€ bestellen.
Eine Rezension von Lea Terlau
Bilder mit freundlicher Genehmigung vom Zaglossus Verlag
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