Die Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 ist bekannt als die Pogromnacht. In dieser Nacht gipfelte der staatliche Antisemitismus in einem Pogrom gegen Juden und Jüdinnen, organisiert von den Nationalsozialisten, die seit Hitlers Machergreifung die systematische Verfolgung jüdischer Bürger*innen vorantrieb.
In dieser Nacht wurden in Deutschland 1.200 Synagogen und Gebetshäuser niedergebrannt, tausende Wohnungen und Geschäfte jüdischer Bürger*innen wurden geplündert, 91 Menschen starben während der Pogrome und viele Menschen erliegen noch Tage und Wochen danach ihren Verletzungen.
Die Pogromnacht war ein Auftakt zur planmäßigen Verfolgung, Vernichtung und Diskriminierung von Juden und Jüdinnen in Deutschland. In den darauffolgenden Tagen wurden 30.000 jüdische Männer verhaftet und in Konzentrationslager verschleppt. Es wurde eine Verordnung erlassen, in der verlangt wurde, dass die jüdischen Bürger*innen eine „Sühneleistung“ von einer Milliarde Mark an das Deutsche Reich zahlen sollten. Des Weiteren wurde ihnen auferlegt, alle Schäden sofort selbst zu beheben, entstandene Kosten selbst aufzubringen und die Entschädigung, die ihnen von den Versicherungen gezahlt wurden, an das Deutsche Reich abzutreten.
In den Tagen und Monaten nach der Nacht vom 9. auf den 10. November wurden weitere Gesetze erlassen, die die Rechte der jüdischen Bevölkerung noch weiter einschränkten.
Stolpersteine – ein Mahnmal gegen das Vergessen
Seit 1992 erinnert der Kölner Künstler Gunter Demnig mit den sogenannten Stolpersteinen an die Opfer des Nationalsozialismus. Am letzten selbstgewählten Wohnort der Opfer lässt er Gedenktafeln aus Messing in den Bürgersteig ein. „Ein Mensch ist erst vergessen, wenn sein Name vergessen ist“, zitiert Demnig den Talmud. Inzwischen gedenken die Stolpersteine in 1265 Kommunen Deutschlands und 21 Ländern Europas den Opfern der NS-Zeit. Damit ist es das größte dezentrale Mahnmal der Welt.
Stolpersteine putzen – so geht’s:
Jedes Jahr am 9. November werden im ganzen Land die Stolpersteine geputzt und poliert, damit sie die Menschen weiterhin zum stolpern und innehalten bringen und nicht im Schmutz untergehen. Wenn du dich der Putzaktion anschließen möchtest, brauchst du folgende Dinge:
- Putzmittel für Metall- oder Messingoberflächen (Drogerie)
- Einen Lappen (Supermarkt, Drogerie)
- Eine kleine Flasche mit Wasser
So putzt du den Stolperstein richtig:
- Entferne grobe Verschmutzungen mit Küchenrollenpapier oder dem Lappen
- Gib eine kleine Menge des Putzmittels auf den Lappen, nicht direkt auf die Messingfäche, um weiße Putzmittelränder auf dem umliegenden Pflaster zu vermeiden, die sich nur sehr langsam wieder zersetzen
- Reibe den Stolperstein mit dem Putzmittel ein und lass es für ca. eine Minute antrocknen
- Jetzt kannst du das Messing polieren
- Bei Stolpersteinen, die stark verschmutzt oder lange nicht geputzt wurden, musst du den Vorgang evtl. wiederholen
Natürlich kannst du die Stolpersteine auch an jedem anderen Tag des Jahres putzen. Nimm gerne auch Freund*innen, Familie und Nachbar*innen mit!
Bitte denkt an die Corona-Richtlinien und geht nur in Gruppen von zwei Haushalten mit maximal zehn Menschen Stolpersteine putzen. Informiert euch am besten auf der Website eures Bundeslands oder eurer Stadt, welche Richtlinien bei euch gelten.
Mehr Informationen zu den Stolpersteinen und Gunter Demnig findest du hier.
Ein Artikel von Helena Köster.
Titelbild mit freundlicher Genehmigung von Christian Michelides.