Fünf Sätze, die man in der Pubertät öfter hören sollte

Pubertät – das ist eine ganz schön aufregende Zeit. Viele erste Male, große Gefühle, Unsicherheiten und Fragen, zu denen die Antworten fehlen. Auf der Suche nach Rat und Orientierung hätte man vielleicht gern ein paar ultimative, eindeutige Antworten. Und auch, wenn das nicht so einfach ist und einfache Antworten sowieso sehr surreal sind, haben wir eine kleine Liste für euch mit einigen Ratschlägen, die ihr öfter hören solltet.

1. Die einzigen Erwartungen, die zählen, sind die, die ihr an euch habt. Und selbst die sind oft gar nicht so unumstößlich.
Ihr müsst nicht den Ansprüchen von irgendwem gerecht werden. Auch wenn Werbung, Serien, Musik, jemand aus der Familie, ein*e Freund*in oder der Schwarm euch das Gefühl geben, ihr solltet perfekt sein – nein, könnt und müsst ihr nicht.
Mit der Zeit wird es einfacher andere und euch selbst zu hinterfragen. Und es wird einfacher auch darüber zu sprechen. Oft ist alles, das irgendwie von einer behaupteten Normalität abweicht, direkt peinlich, seltsam und etwas, das versteckt werden muss. Genauso oft seid ihr aber nicht die einzigen, die damit struggeln und dann kann man auf einmal viele sein, die gegen diese Norm stehen. Und versprochen: Irgendwann wird einem immer weniger peinlich, seltsam oder als etwas, das geheim zu halten ist, vorkommen.

2. Erwachsene und Lehrer*innen haben auch nicht die Weisheit mit Löffeln gefressen.
So oft gilt Lebenserfahrung als Argument, das jedes Hinterfragen im Keim ersticken soll. Und klar: An Jahren und Erlebnissen wächst man immer wieder und wir können von vielem, was ältere Menschen uns erzählen, lernen. Aber mit dem Alter kommt keine Unfehlbarkeit. Vielleicht ist die Begleiterscheinung oft sogar Routine und dieser elende Satz: Das war aber schon immer so. Traut euch die Ansichten eurer Familie zu hinterfragen. Ihr müsst euch auch dort keinen diskriminierenden Scheiß geben. Nicht alles, was in der Schule so gelehrt wird, ist unfehlbar und die einzige Möglichkeit. Fragt eure Lehrer*innen, wieso immer von den gleichen weißen dudes Bücher gelesen werden? Wieso kommt der Geschichtsunterricht nie über den zweiten Weltkrieg hinaus? Wieso spricht man in Sexualkunde nur darüber, wie man verhindern kann schwanger zu werden? Das Curriculum deckt nur einen winzigen Part ab, von all dem, was man so lernen und erfahren könnte und die Behauptung dieser sei der Wichtigste ist schlicht Quatsch. Lernen hört nie auf und ist eine beständige Entwicklung – nicht nur bei euch, nicht nur bei uns, sondern eben auch bei den lehrenden Menschen.

3. Es ist okay um Hilfe zu bitten!
Sorgen, Ängste, Scham und Fragen sind nichts mit dem ihr alleine klar kommen müsst. Es ist in Ordnung sich einzugestehen, dass man alleine nicht mehr weiter weiß. Ob Kummer, Probleme oder Ängste irgendwo findet sich immer die richtige Adresse, an die ihr euch wenden könnt. Ob Freund*innen, Familie oder Beratungsstellen: Es ist kein Zeichen von Schwäche, wenn euer Leben oder eure Gedanken nicht so laufen, wie ihr euch das vorstellt. Und damit seid ihr nicht allein.
Manchmal kommt man sich selbst wie Ballast vor – man fürchtet sich anderen zu viel zu zumuten. Ein Problem oder eine Sorge kommt so klein vor, dass sie gar nicht der Rede wert sind oder so groß, dass es unmöglich scheint überhaupt damit umzugehen. Und zudem: Es ist ja auch verdammt schwer darüber zu sprechen, dass man manchmal traurig, ängstlich und wütend ist. Aber eine so einfache und so oft gesagte Devise: Reden hilft. Mit wem und wann ist immer euch überlassen. Aber tragt nicht all den Schmerz und die Zweifel allein.

4. Ihr müsst noch keine genaue Vorstellung davon haben, wer ihr einmal sein sollt und was ihr machen möchtet.
So oft wird von den grenzenlosen Möglichkeiten erzählt, die es heutzutage so gibt. „Jede*r kann alles sein und alles werden.“ In der Theorie klingt das zwar ziemlich gut, aber jede*r von uns wächst mit unterschiedlichen Ressourcen auf. Das beschränkt Zugänge und Chancen. Wenn ihr unter den ach so unzähligen Möglichkeiten, also nicht die eine findet oder erreichen könnt, hat das nicht mit einem persönlichen Versagen zu tun, sondern mit einer strukturellen Problematik, die eben nicht allen die gleiche Perspektive gibt.
Unabhängig davon kann der Gedanke, dass man unter den zahlreichen Abzweigungen direkt den „richtigen“ Weg für sich selbst finden muss, sehr einschüchternd und belastend sein. Es ist okay sich neu auszuprobieren, sich umzuentscheiden und auch mal zu scheitern. Unter all den Möglichkeiten gibt es eben nicht nur die eine oder keine.

5. Das was jetzt so besonders cool erscheint und jede*r mal gemacht haben muss, ist irgendwann gar nicht mehr so wichtig. Ihr dürft auch nein sagen.
Ob es darum geht (mal) keinen Alkohol zu trinken, jemanden nicht knutschen zu wollen, mal Zuhause zu bleiben oder bei was auch immer nicht mitzumachen, wenn euch das Gefühl vermittelt wird, dass sei nicht in Ordnung: Versucht drauf zu scheißen. Hört darauf, was euch gut tut und was nicht. Kommuniziert eure Grenzen und Wünsche.

Welchen Ratschlag hättet ihr gerne öfter gehört?

Ein Artikel von Judith Riemann.
Titelbild by Kevin Laminto on Unsplash
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