Ah, die Familie…

Content Note: In diesem Artikel geht es um diskriminierende Aussagen bei Familienfesten und wie du damit umgehen kannst. Es werden rassistische und sexistische Sprüche zum Thema gemacht.

Endlich wieder Weihnachten! Für viele ist es die Zeit, in der man sich mit denen trifft, die man schon lange nicht mehr gesehen hat. Es wird gekocht und gegessen. Oh! Ich kann die Suppen und Kartoffeln jetzt schon riechen. Natürlich ist da auch die Freude über Süßigkeiten und über Geschenke. Alles leuchtet, alles riecht nach Tannenbaum und Zimt. Welch wundersame Zeit! Es ist die Zeit des Zusammenkommens. Endlich sehen wir die Familie wieder, alle kommen zusammen, um zu quatschen, zu singen und zu lachen…

Wir setzen uns alle gemeinsam an den Tisch  und du fragst dich kurz, wieso du das Gefühl hast, dass es letztes Jahr irgendwie viel angespannter war. Es ist doch die Zeit der Liebe!, denkst du dir. Doch nach einem oder zwei Tellern, ein bisschen Glühwein und Bier fängt der eine Verwandte an, davon zu erzählen, dass die AfD doch irgendwie schon ein bisschen recht haben würde, dass die Frauen nur übertreiben würden und man mittlerweile nur Ausländer auf der Straße sähe. Du drehst dich zu der anderen Seite und da fängt eine andere Verwandte an, dich zu fragen, wieso du noch nicht verlobt bist und noch keine Kinder hast.

Nun weißt du wieder, was da letztes Jahr schiefgelaufen ist. Und ja, die Oma meint es vielleicht nicht böse. Doch du kannst dafür sorgen, dass sie es besser weiß. Und dieses Jahr bekommst du diese tollen Tipps von uns, die dir hoffentlich das ganze Gefasel und Gejammer ein bisschen erträglicher machen.

  1. Blöder Spruch: Die ‚Ausländer‘ würden uns die Arbeitsplätze wegnehmen.

Deine Alternativen: 

Wenn du geduldig bist, dann frag direkt nach, um die Allgemeingültigkeit zu durchbrechen, mit der diese Sprüche oft geklopft werden. Zum Beispiel: 

Hat dir etwa jemand deine Arbeitsstelle „geklaut“? Woher weißt du das denn so genau?

Oder du konterst mit harten Fakten: 

In den neuen Bundesländern gibt es die höchste Arbeitslosenquote, obwohl hier die wenigsten Ausländer*innen leben.

Deutschland braucht allein aus demographischen Gründen Einwander*innen. Die Gesellschaft droht zu überaltern, Fachkräfte fehlen, die Zuwanderung hilft.

Oder du machst deine Standpunkte ganz grundsätzlich klar:

Kultur in Deutschland ist ein Zusammenspiel aus ganz vielen Einflüssen und hat eine sehr lange Migrationsgeschichte. Außerdem ist es völlig in Ordnung, wenn Menschen hierher kommen, die Deutschland nicht in erster Linie wirtschaftlich „nutzen“.

Es ist aber auch manchmal so, dass man einfach keine Kraft hat für eine lange Diskussion. Signalisiere, dass du keine Lust auf das Thema hast, zum Beispiel mit:

Dieser Salat ist dir wirklich super gelungen!


  1. Blöder Spruch: Die ‚Flüchtlinge‘ seien kriminell, gefährlich oder gewalttätig. 

Deine Alternativen: 

Woher hast du deine Informationen? Kannst du diese statistisch belegen? Wohin würdest du fliehen, wenn in Deutschland Krieg herrschte?

Gewalt ist ein Problem der gesamten Gesellschaft. Allerdings ist die Zahl der Straftaten in 2017 im Vergleich zu 2016 um knapp zehn Prozent gesunken und hat sich 2018 sogar noch einmal verringert.

Nur ein Bruchteil der Geflüchteten kommen nach Europa und in Deutschland sind es momentan weniger als 2% der Bevölkerung!

Die Hoffnung auf eine bessere Lebensperspektive oder die Suche nach Schutz vor Hunger und Verfolgung sind Menschenrechte.

In 70% der Fälle sind die Sexualstraftäter Familienmitglieder, Kollegen, Nachbarn.

Die Kartoffeln schmecken einfach himmlisch!

  1. Blöder Spruch: So langsam wird’s knapp mit den Kindern, hast du da jemanden? Wer soll sich denn um dich kümmern, wenn du älter bist? 

Deine Alternativen:

Wie kommst du denn darauf, dass ich alleine nicht zurechtkomme?

Ehrlich gesagt möchte ich momentan keine Kinder/ keine*n Partner*in. Ich bin mit meinem Leben ohne sehr zufrieden.

Es ist nie zu spät! Und selbst wenn, gibt es immer noch sehr viele Adoptivkinder, die auf eine Familie warten.

Eigentlich ist es nicht in Ordnung, jemanden zu fragen, wieso man keine Kinder hat oder haben möchte, denn es könnte gesundheitliche Gründe geben, die für einen sehr schwer sind.

Es gibt genug Seniorenheime und wenn sich die Regierung endlich mehr für die Mitarbeiter*innen und zukünftigen Altenpfleger*innen interessiert, dann bin ich in meiner Zukunft in guten Händen!

Der Kuchen ist genau so, wie ich ihn mag!

Es gibt noch so vieles, worüber die Familie meckern kann, aber lass dich davon nicht kaputt machen. Egal ob Weihnachten, Channukka, Opferfest, Diwali oder ein ein einfaches Familientreffen bei den Großeltern! Atme ein und aus, hole dir die wichtigsten Fakten zu den genannten Themen, iss ganz viel und kümmere dich um dich. Vergiss nicht, dass wenn du das alles als zu belastend empfindest, dann feier deine Feste mit deiner Wahlfamilie, mit Freund*innen oder gar nicht.
Also – egal mit wem ihr diese Zeit verbringt, lasst euch nicht ärgern, esst leckere Gerichte, habt Respekt füreinander und habt eine ruhige und wundervolle Zeit.

Ein Artikel von Honorata Bystronska
Titelbild by Stefan Vladimirov on Unsplash

Ein Kommentar zu „Ah, die Familie…

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  1. Guter Text. Der natürlich die Psychologie außen vor lässt, an der es, wie so oft liegt. Die wenigsten frauen, die nachts vom Bahnhof nach Hause gehen wurden oder werden vergwaltigt. Das ist ein minimaler Prozentsatz, unter 0, Prozent. Angst davor haben alle. Ist, leider, das Gleiche. Die Argumente leigen auf der Hand: Liebe frauen, Männer vergeaqltigen selten, nachts ist kaum einer da, die „Chance“, dass einer Frau sowa spassiert ist geringer als die Chance als Mann auf dem Nachhauseweg die fresse eingehauen zu kriegen. Die Zahlen sind eindeutig – und helfen nicht, null.Wer den Frauen mit Realitätszahlen kommt, hat die Frauen nicht verstanden. Und wer den Ostmitbürgern mit den Zahlen, die du da so nennst, kommt, hat den Osten nie verstanden unjd es offensitchtlich auch nicht vor. Das ist nicht Gleichstellung, das ist Abgrenzung bon oben herab. Und darum reagiert „der Osten“ auch so trotzig. Zurecht, wie ich als Westler denke,.

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