Singer-Songwriter: Last Day At School

Last Day At School ist das musikalische Projekt des 24-Jährigen Benno Schurig, der in Brighton Komposition studiert hat und nun als freiberuflicher Singer-Songwriter in Berlin lebt.

Ich habe Last Day At School zu einem Spaziergang auf Abstand eingeladen, um mit ihm über sein erstes Album, das im März 2021 erscheinen soll, und die Arbeit als freischaffender Künstler in Zeiten von Corona zu sprechen.

Benno, wie bist du zur Musik gekommen und wann hast du beschlossen, die Musik zum Beruf zu machen? 
Meine Eltern haben beim Samstagsfrühstück immer Cat Stevens und Paul Simon gehört, da hatte ich natürlich schon ein krasses Fundament. (lacht) Aber dabei habe ich gemerkt, dass ich die Kreation von Songs spannend finde und selbst welche schreiben möchte. Außerdem ist es super spannend, Themen in einem Format von etwa drei Minuten herauszuarbeiten!
Auch da haben mich meine Eltern voll unterstützt: Mit etwa neun Jahren bekam ich bei einem Nachbarn klassischen Klavierunterricht. Aber ich habe sehr wenig bis gar nicht geübt. Viel eher habe ich täglich nicht geübt! (lacht) Etwas später habe ich allerdings ein Konzert von den Red Hot Chili Peppers gesehen und danach beschlossen, E-Gitarre spielen zu wollen. Als ich damit angefangen habe, hatte ich auch plötzlich Lust zu üben und habe täglich drei Stunden gespielt. Mit etwa 16 habe ich dann auch die Akustikgitarre für mich entdeckt, mittlerweile spiele ich aber alle Gitarreninstrumente gern. Ich finde, dass die Motivation für ein bestimmtes Instrument ganz wichtig ist – und das sollte dann auch irgendwie unterstützt werden. 

Du hast Komposition am British Institute for Modern Music studiert. Wie hast du dein Studium erlebt?
In Brighton gibt es eine fantastische Musik-Bubble! Obwohl die Stadt relativ klein ist, werden jeden Tag so viele Gigs unterschiedlicher Genres gespielt. Da hatte ich dann natürlich auch eine kleine Identitätskrise, weil ich mich spezialisieren musste und so viel Auswahl hatte.
Damals hatte ich eine Band, mit der wir ganz viel ausprobiert und jeden Tag in einer Bar gespielt haben. Ein Bandmitglied war ein großer Bossanova-Fan, das ist natürlich mit eingeflossen. Uns passte das echt gut, weil wir so weirde Musik gemacht haben, dass uns die ganze Stadt kannte! 

Vor dem ersten Lockdown im März bist du regelmäßig in Bars aufgetreten und auch zum ersten Mal getourt. Wie hat sich die Situation seitdem verändert?
Stimmt, vor genau einem Jahr waren wir auf Tour! Wir, das sind auch immer andere Künstler*innen, die mit mir durch Deutschland gereist sind. Weil es unsere erste Tour war, haben wir uns natürlich ausgemalt, wie unsere nächsten Touren in ein paar Jahren wohl aussehen würden. Hätte uns vor einem Jahr jemand gesagt, dass wir das nun nicht mehr können, hätte ich das natürlich nicht geglaubt. Aber wir schlagen uns so durch!

Du hast auch immer viel Straßenmusik gemacht. Kannst du das gerade auch noch tun?
Ja, ich bin zum Beispiel gern am Boxhagener Platz hier in Berlin! Meistens bin ich mit einer befreundeten Musikerin unterwegs: Wir haben mittlerweile ein gemeinsames Repertoire von 50 Songs, die wir schon gar nicht mehr üben müssen. Stattdessen können wir uns dann über den Kontakt mit dem Publikum freuen! Manchmal komme ich mir aber auch sehr aufdringlich vor, wenn ich mich da auf die Straße stelle und Musik mache – andere Leute wollen sich vielleicht nur unterhalten und ich singe da dann einfach ein Lied nach dem nächsten. (lacht)

Womit verdienst du denn jetzt gerade dein Geld?
Ich gebe an einer Schule Musik- und Gitarrenunterricht, leite eine Hip-Hop-AG und gebe Workshops zu elektronischer Musik. Ich bin auch echt dankbar, dass ich das machen kann. Viele meiner Freund*innen sind wie ich Musiker*innen und befinden sich finanziell gerade echt im Argen. Vor allem für meine englischen Freund*innen ist es schwierig, weil sie keine staatliche Unterstützung erhalten. Jetzt versuche ich aber die Zeit zu nutzen und ganz viel Musik zu produzieren. 

Woran arbeitest du denn gerade?
Weil ich im März 2021 mein Album raus bringe, veröffentliche ich seit Oktober jeden Monat einen Song. Über Weihnachten pausiere ich, aber im Januar kommt die Single Mountainside raus! Außerdem schreibe ich jeden Tag viele E-Mails an Menschen, die Playlists auf verschiedenen Plattformen erstellen. Es gibt dafür extra Portale, auf denen ich meine Songs hochladen kann, damit sie Plätze in Playlists für zum Beispiel Spotify bekommen. Das ist für mich etwas schwierig, weil meine Musik vom direkten Kontakt mit dem Publikum lebt. Am liebsten spiele ich Wohnzimmerkonzerte, weil die aber jetzt vollständig wegfallen, muss ich mich ganz auf das Digitale verlassen. 

Kannst du uns schon etwas über dein Album verraten?
Es wird wahrscheinlich self titled heißen. Eigentlich wollte ich es how my only cactus died and why nennen, aber ich habe mich dann letztendlich für etwas Reduzierteres entschieden. Außerdem geht es um viele jugendliche Perspektiven, ich sehe mich da aber selbst als den Filter, durch den ich Dinge wahrnehme. Ich nehme viel aus dem Alltag mit und versuche mit offenen Augen und Ohren durch das Leben zu gehen. Manchmal kommen Dinge aber auch wieder – wie ein Ohrwurm!
Der erste Song auf dem Album heißt zum Beispiel In your room again..: Da schaut eine Person aus dem Fenster, sieht die vielen verschiedenen Leben und überlegt, was uns innerhalb unserer Generation wieder gleich macht. Es geht einfach viel um Selbstfindung und emotionale Fragilität. 
Ein anderer Song ist ein Tribut an einen Freund von mir, der mir als Inspirationsquelle diente: Es geht um einen Lehrer in einer Großstadt, der lieber Kunst gemacht hätte, jetzt aber unterrichtet. Der Song heißt Ballad of the art teacher. Allgemein lasse ich mich oft von Bildern und Büchern inspirieren. Oft zitiere ich in meiner Musik aber auch Menschen und schreibe Songs aus Sätzen, die meine Freund*innen gesagt haben.
Oh! Ein Song auf dem Album wird A Message to Ruby heißen und ist wie ein Liebesbrief an eine Person, die gar nicht existiert, weil man doch so oft unfreiwillig Beziehungen mit Menschen führt, die man gar nicht kennt. Angelehnt ist das an meine damalige Vermieterin in Brighton, der ich ständig E-Mails geschickt habe, weil in unserer Wohnung immer etwas kaputt gegangen ist, wir sind uns aber nie begegnet. 

Wie schaffst du es trotz Kontaktbeschränkungen ein Album mit anderen Musiker*innen aufzunehmen?
Ich bitte ganz viele Leute, mich bei meinen Songs zu unterstützen! Ich habe einen Schlagzeuger und eine Sängerin, die auch Klavier spielt und auch oft live dabei ist. Am 16. Januar wird es mit den beiden auch einen Livestream auf meinem Instagram-Account geben.
Aber ich schaue immer erst, was ein Song braucht. Daraus baue ich dann ein Gerüst für den Song und schaue mich um, wer mich dabei unterstützen kann. Berlin ist dafür natürlich super geeignet! Eine Freundin von mir ist professionelle Violinistin und kommt aus Holland – trotzdem haben wir letzte Woche gemeinsam etwas für das Album aufgenommen. Für mich ist Musik etwas sehr Soziales. Ich sitze eh jeden Tag in meinem Zimmer und mache Musik, aber wenn die Musik lebendig werden soll, muss man da auch andere Menschen und ihre Perspektiven einbringen. 

Danke für das Gespräch!

Ihr findet Benno auf Instagram und Spotify.
Am 16. Januar plant er ein Konzert, das live auf Instagram übertragen wird!

Interview und Fotos: Inke Johannsen

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