In Zeiten von Social Distancing und Kontaktbeschränkungen sind wir auf uns selbst zurückgeworfen. Seit fast einem Jahr bestimmt die Corona-Pandemie über Alltag und Sozialleben, das Internet ist voll mit motivierenden Sprüchen und Videos, die uns zeigen sollen, wie wir die beste Version unserer Selbst werden können. Oft ist die Rede von Self Care und Me Time, während wir uns weiter mit den Menschen vergleichen, die ihre optimierten Leben und ihre Körper auf Instagram präsentieren. Es ist anstrengend geworden, aus dem eigenen, klein gewordenen Wirkungskreis herauszutreten und an manchen Tagen scheint es unmöglich, weniger unsichtbar zu sein.
Eine Freundin schenkte mir vor einer Weile ein kleines, quadratisches Buch der Autorin und Künstlerin Alison Rachel: Rezepte für mehr Selbstliebe. Noch am gleichen Tag blätterte ich mich durch die schönen Illustrationen und las einzelne Sätze immer und immer wieder. Dennoch habe ich es bis vor Kurzem nicht mehr angerührt. Die Arbeit an der Liebe zu sich selbst scheint eine der härtesten zu sein und reiht sich, so dachte ich, vielleicht doch nur in die Lockdown-Aktionen wie Bananenbrot backen, Kerzen ziehen oder Dance Workouts ein. Und trotzdem: Seit Monaten verbringen wir mehr Zeit mit uns selbst als je zuvor: Warum sollten wir uns nicht gestatten, uns (neu) kennenzulernen?
Alison Rachels Buch besteht im Wesentlichen aus drei Komponenten: Ihren Illustrationen, den kurzen Mantras und kurzen, unterstützenden Texten. Während die Illustrationen mich bereits optisch ansprechen und ich mich dabei erwische, wie ich die gezeichneten Frauen für ihren selbstbewussten Auftritt bewundere, stolpere ich zunächst immer wieder über die Mantras oder affirmativen Sätze, die jeder Illustration beigefügt sind. Sie bestechen durch ihre Einfachheit und halten durch ihre Allgemeingültigkeit auf Distanz: Ich merke, dass ich mir selbst die Erlaubnis geben muss, diese Sätze als Aussagen zu betrachten, die auch mich betreffen.
Rezepte für mehr Selbstliebe zeigt in einfachen Bildern alltägliche Thematiken auf, mit denen sich besonders Frauen im gesamtgesellschaftlichen Kontext auseinandersetzen müssen, und schafft damit eine feministische, intersektionale Perspektive auf weibliche Körper, die patriarchale Gesellschaft jenseits des männlichen Blicks.
Ich habe ein kleines Ritual etabliert: Jeden Abend nehme ich die „Rezeptsammlung“ in die Hand, schließe die Augen und schlage intuitiv eine Seite auf und nehme den Satz, den ich damit aufschlage, als Affirmation und Aufgabe mit in den neuen Tag. Manche Challenges klingen einfacher – „It’s okay to not be okay“ oder „Be patient with yourself“ – als andere: „Don’t be afraid to let go of toxic people“.
Vielleicht ist es gerade jetzt wichtig, sich mit Rezepten für mehr Selbstliebe auseinanderzusetzen, vielleicht tun momentan aber auch einfach gute Illustrationen dem müden Auge gut. Das Buch ist ein schöner kleiner Anker und ist Geschenk-approved!
Ihr erhaltet das Buch sowohl auf Deutsch als auch auf Englisch in der (Online-)Buchhandlung Eures Vertrauens und findet Alison und ihre empowernenden Illustrationen auch auf Instagram.
Coverbild mit freundlicher Genehmigung von Kamphausen.Media
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